Tschingis Aitmatov

Kirgistan - Heimat des Dichters Tschingis Aitmatov, der am 10. Juni 2008 starb. Der Schriftsteller war Botschafter Kirgisistans bei der Europäischen Union. Die zentralasiatische Republik rief das Jahr 2008 mit Blick auf den 80. Geburtstag ihres berühmtesten Sohnes am 12. Dezember zum Aitmatow-Jahr aus.
Der weltweit bekannte Dichter Tschingis Aitmatov ist gebürtiger Kirgise. Seine Bücher wurden in mehr als 90 Sprachen übersetzt. Geboren am 12. Dezember 1928 erlebte der junge Aitmatov eine unbeschwerte Kindheit in Kirgistan. 1935 siedelt die Familie für zwei Jahre nach Moskau. Der Vater Torekul, der sich dort zum Studium aufhielt, wird „als Volksfeind“ verhaftet und erschossen. Die Grube bei Frunse - heute Bischkek -, in der Stalins Schergen den Leichnam seines Vaters verscharrten, wurde erst im Sommer 1991 entdeckt. Tschingis Aitmatov erfuhr von diesem Massengrab erstmals in den Tagen des Putsches im August 1991.
In den Kriegsjahren ab 1942/43 wird der 14-jährige Aitmatov von den Sowjets aufgrund seiner Schreib- und Lesekünste im Russischen sowie im Kirgisischen als Sekretär des Dorfsowjets eingesetzt. Dort wird er hautnah mit dem Leiden seines Volkes konfrontiert. Aitmatov studierte zuerst Veterinärmedizin in der kasachischen Stadt Dshambul, und begab sich nach dem Studium als leitender Mitarbeiter an die Versuchsfarm des Kirgisischen Forschungsinstituts für Viehzucht. Von 1952 an erschienen eine Reihe von Erzählungen in der Presse des Landes. Zusätzlich übersetzte Aitmatov kirgisische Schriftsteller ins Russische. 1956 bis 1958 absolvierte er ein Praktikum am Literaturinstitut 'Maxim Gorki' in Moskau und wurde 1957 Mitglied des Sowjetischen Schriftstellerverbandes.
Doch auch die Politik reizte ihn. Zuerst war er Berater von Michail Gorbatschov. In dieser Funktion veranstaltete er die weltbekannten 'Perestroikakonferenzen' am Issyk-Kul-See, bei denen Politiker, Wissenschaftler und Künstler aus der ganzen Welt in Dscolpon-Alta am Nordufer des Sees zusammenkamen. Die vom NABU organisierten „Issyk-Kul-Konferenzen über Perspektiven ökologischer Entwicklung“ 1994 und 1996 sieht er als Folgekonferenzen an. Später wurde er Botschafter der Sowjetunion in Luxemburg. Nach der Auflösung der UdSSR 1991 wurde er zunächst Vertreter der Russischen Föderation, danach Botschafter der unabhängigen Republik Kirgistan bei der Europäischen Union in Brüssel.
Mit der Erzählung „Dshamilja“ gewann Aitmatov literarischen Weltruhm. Eine besondere Beziehung zu seinem Heimatland offenbaren auch seine Erzählungen „Der weiße Dampfer“, „Du meine Pappel im roten Kopftuch“ und „Die Klage des Zugvogels“. Viele seiner Werke zeugen von seinem tiefen Naturverständnis und seiner Sorge um den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
(NABU)