Seveso und kein Ende

Im April 1984 waren alle Dekontaminationsarbeiten in Seveso abgeschlossen. Man ließ einen Park und ein Sportgelände auf dem Areal der abgerissenen Icmesa anlegen. Über die Seveso-Katastrophe konnte erstes Gras wachsen. Nach zwei geglückten Testverbrennungen konnte der Reaktorinhalt vom 17. bis 21. Juni 1985 angeblich in Basel verbrannt werden.

Doch im Oktober 1993 behauptete der deutsche Fernsehjournalist und Physiker Ekkehard Sieker, dass der Reaktorinhalt nicht verbrannt, sondern in der Deponie Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern endgelagert worden sei. Brisant war dabei, dass die in Basel angelangten Fässer wesentlich schwerer gewesen sein sollen als die ursprünglich in Seveso abgefüllten. Es wurde eine Untersuchungskommission gegründet, die aber nach erfolgloser Suche aufgelöst wurde; die von Roche vorgelegten Dokumente waren laut Sieker unvollständig. Sieker behauptet in seiner Reportage „Das Geheimnis von Seveso“, in der Anlage Icmesa wäre Dioxin nicht ein unerwünschtes Nebenprodukt gewesen, sondern an Wochenenden heimlich für militärische Zwecke produziert worden. Laut dem Seveso-Dokumentarfilm Gambit konnte der technische Direktor Jörg Sambeth dies nicht bestätigen, hielt es aber für technisch möglich. Sambeth vermutete, dass im militärischen Bedarfsfall das im Vietnamkrieg eingesetzte Entlaubungsmittel „Agent Orange“, für das Trichlorphenol ein Grundstoff ist, produziert werden sollte. Icmesa war zum Zeitpunkt des Unglücks weltweit die einzige Fabrik, die noch Trichlorphenol herstellte.
Als Jörg Sambeth im Dezember 2005 den Film Gambit im Kino von Seveso vorführte, war er der erste Verantwortliche, der sich bei den Betroffenen entschuldigte.
Weitere Informationen unter Wikipädia: „Sevesoungliück“
http://de.wikipedia.org/wiki/Sevesoungl%C3%BCck         <zurück