Was ist Dioxin?

Dioxin ist im allgemeinen Sprachgebrauch eine Sammelbezeichnung für chemisch ähnlich aufgebaute chlorhaltige Dioxine und Furane. Wir wissen heute, dass dies wohl das stärkste Gift ist, das bis jetzt durch Menschenhand hergestellt wurde - und heute hat es als "Dioxin" und als überall in der Umwelt verbreitetes (potentielles) Gift eine traurige Berühmtheit erlangt. Mit dem Austritt von
2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin aus einem Reaktor der Chemiefabrik Icmesa im italienischen Seveso am 10. Juli 1976 erlangte die Stoffgruppe der Dioxine allgemeine Bekanntheit. Ursache für das Unglück war ein durch Überhitzung entstandener Überdruck im Produktionssystem. Tage nach dem Unglück starben in der näheren Umgebung Vögel und Kleintiere. Bei etwa 190 exponierten Personen wurden Fälle von Chlorakne festgestellt, die bei akuter Dioxinvergiftung auftritt. Sie zeigt sich äußerlich als eitrige Geschwüre, die monate- bis jahrelang nicht ausheilen.

Als Folge des Unfalls mussten die Häuser von 40 Familien abgerissen werden. Die stark dioxinhaltige oberste Bodenschicht musste entsorgt, d.h. die darin enthaltenen Dioxine wirksam zerstört werden. Zur damaligen Zeit war das einzig wirksame Verfahren die Verbrennung der Erde bei Temperaturen oberhalb von 1200 °C - doch keine entsprechend ausgerüstete Verbrennungsanlage wollte oder konnte die großen Menge an abgetragener Erde aufnehmen und einer effizienten Entsorgung zuführen. So musste erst ein neuer Röhrenofen auf dem Gelände einer Baseler Chemiefirma gebaut werden, wo dann Anfang 1985 - neun Jahre nach dem Seveso-Unfall - endlich die Verbrennung ohne Gefahr für die Umwelt erfolgen konnte. Viele Seveso-Opfer erkrankten später an Krebs oder Diabetes. Die Lebenserwartung der Giftopfer liegt im Schnitt um 15 Jahre unter dem Landesdurchschnitt in Italien.

Das 2,3,7,8 TCDD (Seveso-Gift) ist bereits in kleinsten Mengen extrem giftig. Durch Dioxine können Hautschädigungen (Chlorakne), Störungen des Immunsystems, des Nervensystems, des Hormonhaushalts, der Reproduktionsfunktionen und der Enzymsysteme mit all ihren Folgen hervorgerufen werden. In Seveso hat sich nach der Dioxinkatastrophe das Geschlechterverhältnis bei den Geburten verschoben. Männer, die zum Zeitpunkt der Dioxinkatastrophe noch jung waren, zeugten mehr Mädchen.
Die Gefahren des Dioxins liegen darin, dass es im Körperfett gespeichert wird, sich dort anreichert und nur sehr langsam eliminiert wird.

Was muss in der Zukunft getan werden, um die Dioxinbelastung weiter zu senken?
Die Dioxinbelastung der Menschen und der Umwelt müssen noch weiter gesenkt werden, da immer noch große Teile der Bevölkerung mehr Dioxin täglich zu sich nehmen, als die WHO als Vorsorgewert empfiehlt. Da die bereits in der Umwelt vorhandenen Dioxine weltweit verbreitet sind und sich nur sehr langsam abbauen, muss Vorsorge getroffen werden, dass diese Stoffe möglichst nicht in die Nahrungskette gelangen. Wie Dioxinskandale in der Vergangenheit zeigen, sind verunreinigte Futtermittel häufig die Ursache für die Kontamination von Lebensmitteln. Daher müssen Futtermittel verstärkt kontrolliert und Produktionsverfahren so geregelt werden, dass eine Kontamination möglichst gering gehalten wird. <zurück